Forscher der Chalmers University of Technology haben ein neues Hydrogel entwickelt, das die Infektion von Wunden verhindert. Es soll gegen alle Arten von Bakterien, auch gegen antibiotikaresistente Erreger, wirken. Laut dem leitenden Wissenschaftler Martin Andersson wurde bei Tests eine hohe Wirksamkeit festgestellt.
Der Wirkstoff im neuen bakteriziden Material besteht aus antimikrobiellen Peptiden, kleinen Proteinen, die natürlich im Immunsystem vorkommen. Laut Andersson besteht dabei nur ein sehr geringes Risiko, dass die Bakterien eine Resistenz entwickeln, da sie sich nur auf die äußeren Membranen der Bakterien auswirken. „Das ist der Hauptgrund, warum es so interessant ist, mit ihnen zu arbeiten.“
Forscher haben bereits seit langem versucht, Möglichkeiten zu finden, diese Peptide in medizinischen Produkten einzusetzen. Bis jetzt jedoch ohne Erfolg. Peptide bauen sich schnell ab, wenn sie mit Körperflüssigkeiten wie Blut in Kontakt kommen. Die aktuelle Studie beschreibt, wie es den Forschern gelungen ist, dieses Problem durch die Entwicklung eines nanostrukturierten Hydrogels zu überwinden, in dem die Peptide auf Dauer gebunden sind. So entsteht dann ein schützendes Umfeld.
Flexibilität des Hydrogels erweitert Einsatzmöglichkeiten
Das neue Material erlaubt es, die Peptide direkt auf Wunden und Verletzungen aufzutragen. Infektionen können damit verhindert und behandelt werden. Das Material ist nicht giftig und lässt sich daher direkt auf der Haut einsetzen. Seine Flexibilität soll auch einen Einsatz bei verschiedenen Produkten ermöglichen. Derzeit läuft eine Studie zur Untersuchung der Einsatzmöglichkeiten als Wundspray.
Laut Edvin Blomstrand, einem der Hauptautoren, ist das neue Material sehr vielversprechend. Es ist für die eigenen Zellen des Körpers harmlos und sanft zur Haut. Laut den Forschern handelt es sich bei dem neuen Material um das erste Medizinprodukt, das erfolgreich antimikrobielle Peptide in einer klinisch und kommerziell umsetzbaren Art erfolgreich nutzt. Das Start-up Amferia wird das Hydrogel auf den Markt bringen. Derzeit laufen klinische Studien. Eine CE-Kennzeichnung soll 2022 abgeschlossen sein. Eine Version als Wundpflaster wird derzeit zur Behandlung von Haustieren getestet.