• Skip to main content
  • Skip to secondary menu
  • Skip to primary sidebar

Lebensmittel- & Biotechnologie

Das Fachportal für Lebensmittelindustrie und Biotechnologie

  • Abonnement
  • Impressum
  • Welkin Media Verlag
Startseite » Wann lohnt sich die Entwicklung eines Pharma-Wirkstoffs?

Wann lohnt sich die Entwicklung eines Pharma-Wirkstoffs?

19. November 2020 von Helmut Mitteregger

Pharmafirmen beklagen seit langem, dass die Ergebnisse aus den Forschungslaboren oft nicht wiederholbar seien, die präklinische Forschung liefere keine aussagekräftigen Grundlagen für die Entwicklung neuer Wirkstoffe.

Wissenschaftler*innen des Berlin Institute of Health (BIH) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben nun gemeinsam mit Kolleg*innen aus dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie IME in Frankfurt/M und der Firma PAASP GmbH in Heidelberg einen Katalog von Empfehlungen erstellt, die darlegen, welchen Kriterien die Forschung genügen muss, damit aus einer vielversprechenden Substanz im Labor tatsächlich ein wirksames Medikament entwickelt werden kann. Die Empfehlungen für die Translation haben sie jetzt in der Zeitschrift Nature Reviews Drug Development veröffentlicht.
Pharmafirmen beklagen regelmäßig, sie würden ja gerne mit der akademischen Forschung zusammenarbeiten, aber sie erhielten regelmäßig Ergebnisse vorgelegt, die sich nicht reproduzieren ließen: Die Erwartungen seien hoch, aber die Qualität stimme einfach nicht immer. „Eine der Ursachen ist, dass im Laufe des Projekts Schritte übersehen, nicht validierte Reagenzien oder Zellkulturen verwendet, oder gar die Zielmoleküle, die es zu blockieren gelte, nicht ausreichend charakterisiert worden seien“, sagt Ulrich Dirnagl, Gründungsdirektor des BIH QUEST Center und Leiter der Abteilung für Experimentelle Neurologie an der Charité.

Evidenz, dass sich Entwicklung lohnt

Das deutsche Bundesforschungsministerium BMBF entschloss daher 2017, eine Ausschreibung zur Entwicklung innovativer Wirkstoffe zu veröffentlichen und dabei auch das Wissen um die Targetvalidierung zu verbessern. Das Target ist das Zielmolekül, gegen das ein neuer Wirkstoff gerichtet sein soll. „Wenn Forschende glauben, sie haben ein interessantes Molekül entdeckt, müssten sie die Evidenz dafür so gut herausarbeiten, dass sich die weitere Entwicklung lohnt“, fordert Dirnagl. Nach der ersten Ausschreibung (eine zweite Ausschreibung folgte 2019) wurden elf vielversprechende Anträge ausgewählt: Darunter waren Projekte aus ganz Deutschland, die meisten aus der akademischen Forschung, ein kleines Unternehmen war auch dabei. Der Fokus lag auf neuen Antibiotika, aber auch auf Medikamenten gegen Krebs, für Herz-Kreislauferkrankungen, für neurologische und Stoffwechselerkrankungen. Und ein zwölftes Projekt wurde ebenfalls gefördert: Das GOT-IT Begleitprojekt unter der Leitung von Ulrich Dirnagl. GOT-IT steht dabei für Guidelines on Targetassesment for Innovative Therapeutics, auf deutsch etwa: Leitlinien für die Zielmolekülprüfung für innovative Medikamente.
Lorena Martinez Gamboa, Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Dirnagl am BIH QUEST Center, war am GOT-IT Begleitprojekt beteiligt: „Wir haben die elf Projekte begleitet, weil wir herausfinden wollten, wie eine Targetvalidierung ablaufen muss, um erfolgreich zu sein, also robuste Ergebnisse zu erzeugen und damit den nächsten Schritt in der Wertschöpfungskette zu wagen. Unser Ziel war es, Empfehlungen für die erfolgreiche Translation zu erarbeiten.“
„Zunächst hat das GOT-IT Team die Literatur nach bereits vorhandenen Validierungspraktiken und Empfehlungen durchforstet“, berichtet die Biologin. Anschließend führte das Team Interviews mit Wissenschaftler*innen, mit Mitarbeiter*innen von Technologietransferbüros und mit Vertreter*innen der Industrie. Zuletzt sprachen sie mit den elf Projektleiter*innen, die von den eigenen Erfahrungen in den jeweiligen Validierungsprojekten berichteten.
Lorena Martinez Gamboa musste feststellen, dass sich daraus leider keine kurzen und knappen allgemeingültigen Leitlinien ableiten ließen. „Jedes Projekt lief anders. Wir haben uns deshalb entschlossen, für verschiedene Aspekte der Targetvalidierung etwas umfangreichere Empfehlungen zu veröffentlichen, anhand derer die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch ein Projekt geführt werden“, erklärt Martinez Gamboa.

Flexible und strukturierte Fragen zur Qualität der Forschung

Die Empfehlungen bestehen aus fünf Abschnitten und umfassen jeweils mehrere Fragen zu einem Teilabschnitt der Targetvalidierung: Abschnitt eins fragt nach dem Zusammenhang mit der zu behandelnden Krankheit: Ist das Zielmolekül wirklich entscheidend für den Krankheitsverlauf? In Abschnitt zwei geht es um die Frage, ob das Target verändert werden kann, ohne dass es gefährlich für die Patient*innen wird. Der dritte Block umfasst den „medical need“: Gibt es schon Standardtherapien für die entsprechende Krankheit, ist das Molekül patentiert? Besteht Hoffnung auf Zulassung? Der vierte Abschnitt befasst sich mit der technischen Machbarkeit: Kann man das Zielmolekül herstellen, kann man seine Aktivität oder Konzentration messen, gibt es entsprechende Geräte? Der fünfte Block schließlich betrifft die Sicherheit von Antibiotika und den Nebenwirkungen von Wirkstoffen, die gegen Bakterien gerichtet sind.
„Die Empfehlungen sind flexibel, auf praktisch jedes Projekt anwendbar, sie sind strukturiert und man wird auf viele Details hingewiesen“, erklärt Ulrich Dirnagl. Die Wissenschaftler*innen hätten sich kürzere Handreichungen gewünscht, aber es müssten auch nicht alle Blöcke auf einmal bearbeitet werden. Je nachdem, wo man im Projekt stehe, genüge z.B. die Frage nach dem Zusammenhang mit der Krankheit oder dem „medical need“. „Wir glauben, dass die Empfehlungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erlauben werden, einen besseren Überblick über die Prioritäten in den jeweiligen Phasen der Validierung zu bekommen, um die vorhandenen Ressourcen effizienter einsetzen zu können.“

Nicht nur für Forscherinnen und Forscher

Die Empfehlungen richten sich an weitere Kreise: Auch Forschungsförderer können mit Hilfe der GOT-IT-Kriterien besser abschätzen, wie erfolgversprechend Vorarbeiten sind, Editor*innen der wissenschaftlichen Journale können beurteilen, ob die Experimente wirklich schon aussagekräftig genug sind, und Translationsbüros ermessen, ob sich die Patentierung lohnt. „Und natürlich haben die Pharmafirmen jetzt eine Handreichung, mit der sie prüfen können, ob die Zusammenarbeit mit einem akademischen Partner tatsächlich Aussicht auf ein neues Medikament verspricht“, schließt Dirnagl den Kreis, der von der ersten Ausschreibung des BMBF bis zur Veröffentlichung in Nature Drug Development genau drei Jahre gedauert hat.

Originalpubikation:
„Improving target assessment in biomedical research: the GOT-IT recommendations“, Nature Reviews Drug Discovery.
DOI : https://www.nature.com/articles/s41573-020-0087-3

Pharmafirmen beklagen seit langem, dass die Ergebnisse aus den Forschungslaboren oft nicht wiederholbar seien, die präklinische Forschung liefere keine aussagekräftigen Grundlagen für die Entwicklung neuer Wirkstoffe. 
Wissenschaftler*innen des Berlin Institute of Health (BIH) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben nun gemeinsam mit Kolleg*innen aus dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie IME in Frankfurt/M und der Firma PAASP GmbH in Heidelberg einen Katalog von Empfehlungen erstellt, die darlegen, welchen Kriterien die Forschung genügen muss, damit aus einer vielversprechenden Substanz im Labor tatsächlich ein wirksames Medikament entwickelt werden kann. Die Empfehlungen für die Translation haben sie jetzt in der Zeitschrift Nature Reviews Drug Development veröffentlicht.
Leitfaden für die präklinische Forschung hilft dabei, oft vermisste aussagekräftige Grundlagen hinsichtlich der Entwicklung neuer Pharmawirkstoffe zu erhellen. Die  Handreichung hilft auch Forschungsförderern, Redaktionen von Fachpublikationen und Patentprüfungseinrichtungen. | Bild: Archiv




Filed Under: Fachbericht, Forschung, News, Publikation Tagged With: Forschungskriterien, Leitfaden, Pharmawirkstoffe, Substanzenentwicklung

Weitere Nachrichten

VPPI, das geräuscharme Proportional-Druckregelventil von Festo

Mit dem Proportional-Druckregelventil VPPI von Festo können alle Nennweiten direkt, zuverlässig, präzise und geräuscharm betrieben werden. Die All-in-One Lösung ermöglicht den Verzicht auf Vorstufen oder Pilotventile, alle notwendigen Einstellungen … [Weiterlesen...] about VPPI, das geräuscharme Proportional-Druckregelventil von Festo

Mediengetrenntes Flipperventil für schnelle Dosierung

Der System- und Fluidikspezialist Bürkert hat ein mediengetrenntes 2/2- bzw. 3/2-Wege- Flipperventil für eine schnelle, exakte Dosierung entwickelt. Das Ventil vom Typ 6757 ist gegen Druckstöße unempfindlich und toleriert bis zu 16 bar Systemdruck. … [Weiterlesen...] about Mediengetrenntes Flipperventil für schnelle Dosierung

Vorfreude auf die interpack 2023

Rund 2.700 Key-Player und Newcomer aus aller Welt nutzen die interpack vom 4. bis 10. Mai als Schauplatz für ihre Premieren und feiern das lang herbeigesehnte Wiedersehen der globalen Verpackungsbranche. Sie zeigen wie man zum Gamechanger im … [Weiterlesen...] about Vorfreude auf die interpack 2023

Fraunhofer IPMS zeigt neueste photonische Technologien

Das Fraunhofer IPMS zählt zu den führenden Forschungseinrichtungen für die Entwicklung und Herstellung elektronischer, mechanischer und optischer Komponenten und Bauelemente und deren Integration in intelligente Systeme. Mit seinen innovativen … [Weiterlesen...] about Fraunhofer IPMS zeigt neueste photonische Technologien

Primary Sidebar

Aktuelle Ausgabe

Welkin Media News

Aktuelle Nachrichten aus unseren anderen Online-Portalen Österreichische Chemie Zeitschrift und Österreichische Kunststoffzeitschrift.

  • MMP Produktionsanlage von Evonik nimmt Betrieb auf
    on 8. Februar 2023 by Birgit Fischer (Die Chemie Zeitschrift Österreichs)

    Evonik hat nach zwei Jahren Bauzeit seine um 25 Millionen Euro ausgebaute MMP Produktionsanlage am Standort Wesseling in Betrieb genommen. Wesseling gehört zu den großen Produktionsstandorten von Evonik, jährlich verlassen etwa 500.000 Tonnen […]

  • Biesterfeld übernimmt Vertrieb von KetaSpire und AvaSpire
    on 8. Februar 2023 by Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Biesterfeld übernimmt mit Wirkung zum 01.01.2023 den Vertrieb der Hochleistungskunststoffe KetaSpire und AvaSpire von Solvay.Biesterfeld übernimmt mit Wirkung zum 01.01.2023 den Vertrieb der Hochleistungskunststoffe KetaSpire und AvaSpire von […]

  • Emerson Messumformer Rosemount mit berührungsloser Radartechnik
    on 6. Februar 2023 by Birgit Fischer (Die Chemie Zeitschrift Österreichs)

    Mit Rosemount hat Emerson Messumformer mit berührungsloser Radartechnik speziell für Versorgungsanwendungen in der Prozessindustrie entwickelt. Die Rosemount 1208 Produktreihe bietet genaue und zuverlässige Füllstandsmessungen und Berechnungen […]

  • Fraunhofer LBF startet Projekt zu Langzeiteigenschaften in Rezyklaten
    on 6. Februar 2023 by Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Das Fraunhofer LBF sucht für das Projekt "Werkstoff- und Langzeiteigenschaften in Rezyklaten" weitere Projektpartner aus der Industrie. Umfangreiche Kenntnisse zu Abhängigkeiten zwischen Konfektionierung, Zusammensetzung, Compoundierung und […]

  • Pyrum und Polyfuels bauen weitere Pyrolyseanlagen
    on 3. Februar 2023 by Birgit Fischer (Die Chemie Zeitschrift Österreichs)

    Die Pyrum Innovations AG und die Polyfuels Group AB wollen im Rahmen eines Joint Ventures vier Pyrolyseanlagen errichten und betreiben. Die Anlagen sollen auf der Pyrum-Technologie basieren und von der Circular Tires AS, einer 100-prozentigen […]

  • Mineralwolle-Sammelsack aus reinem Recyclingkunststoff
    on 3. Februar 2023 by Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Die Puhm GmbH hat reißfeste und UV beständige Mineralwolle-Sammelsäcke aus 100 Prozent österreichischem Recycling-Plastik (LDPE) entwickelt. Diese kreislauffähige Sammelmöglichkeit ersetzt Säcke aus hochwertigem Primärkunststoff und soll in […]

  • PLAST 2023 mit zahlreichen Akteuren aus der ganzen Welt
    on 2. Februar 2023 by Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Die PLAST 2023 vom 05. bis 08. September 2023 in Rho-Pero bietet zahlreiche Begegnungsmöglichkeiten für Akteure aus der ganzen Welt. Mehr als 700 Aussteller stellen das Segment der Maschinen, Zusatzausrüstungen und Formen für die Kunststoff- und […]

  • Greiner hält an Nachhaltigkeitsstrategie fest
    on 1. Februar 2023 by Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Greiner möchtge trotz sehr herausfordernder Rahmenbedingungen im Jahr 2023 nicht von seiner Nachhaltigkeitsstrategie abkehren. Der Kostendruck ist in allen drei Sparten zu spüren, daher sollen langfristige Synergien den nachhaltigen […]

  • Greiwing errichtet Logistikzentrum im Chemiepark Rheinmünster
    on 1. Februar 2023 by Birgit Fischer (Die Chemie Zeitschrift Österreichs)

    Die GREIWING logistics for you GmbH baut im Chemiepark Rheinmünster auf rund 16.500 Quadratmetern ein neues Logistikzentrum. Damit verfügt das neue Logistikzentrum über ausreichend Kapazitäten für die Evonik Superabsorber GmbH und die Trinseo […]

  • Manina Kettler ist neuer CFO bei Minebea Intec
    on 30. Januar 2023 by Birgit Fischer (Die Chemie Zeitschrift Österreichs)

    Manina Kettler hat mit Anfang 2023 die Rolle des Chief Financial Officer (CFO) bei Minebea Intec von Hidenori Shimosako übernommen. Manina Kettler bringt herausragende Expertise im Bereich Finance mit und ist seit 2013 für das Unternehmen tätig, […]

Copyright © 2023 · Welkin Media Verlag