Die BOKU feierte kürzlich ihr rundes Gründungsjubiläum und ihren rasanten Aufstieg zu einer der modernsten Life-Sciences-Universitäten Europas. Das Jubiläumsfinale wurde mit zahlreichen Ehrengästen aus der Politik, Contemporary Art von der BIG, einer eindringlichen Festrede von K. P. Liessmann und besonderen Geburtstagspräsenten begangen.
Im Jahr 1872 öffnete eine kleine land- und forstwirtschaftlich ausgerichtete Hochschule im Palais Schönborn in der Laudongasse im 8. Wiener Gemeindebezirk erstmals ihre Tore. 150 Jahre später feierte sie nun als Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) ihr rundes Gründungsjubiläum und ihren rasanten Aufstieg zu einer der modernsten Life-Sciences-Universitäten Europas. Zahlreiche Gäste aus Politik und Wissenschaft stellten sich ein, um dem Geburtstagskind BOKU zu gratulieren.
Die Gründung der BOKU hat reiche Frucht getragen: Nicht nur hat sie vielen Studierenden eine fundierte, praxisorientierte und zugleich forschungsbasierte Ausbildung ermöglicht und dabei auch eine Vielzahl prominenter Absolventinnen hervorgebracht. Sie hat in diesen 150 Jahren auch zahlreichen Forscherinnen gute und stimulierende Arbeitsbedingungen ermöglicht – davon zeugen etwa Auszeichnungen, wie ERC-Grants oder Spitzenplätze in den Rankings der so genannten „highly cited researchers.
Eva Schulev-Steindl Rektorin der Universität für Bodenkultur Wien
Glückwünsche aus der Politik
Senatsrätin Beatrix Rauscher überbrachte in Vertretung von Bürgermeister Michael Ludwig die Glückwünsche der Stadt Wien. „Die BOKU ist ein fixer Bestandteil der Ausbildungs- und Forschungstätigkeit in Wien. Die Studierenden genießen eine hochprofessionelle und umfassende Ausbildung, lernen aber auch, das Übliche zu hinterfragen, Kontroverse als Bereicherung zu sehen und Verantwortung zu übernehmen. Die Stadt Wien schätzt daher sehr, viele Absolventinnen als Mitarbeiterinnen zu beschäftigen“, so Rauscher, die selbst BOKU-Alumna ist.
Als Gratulantin zur „Erfolgsgeschichte der BOKU“ stellte sich danach Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ein: „Beim Thema Forschung und Wissenschaft in Niederösterreich kommt der BOKU eine zentrale Rolle zu.“ Sie sei stolz, dass Niederösterreich seit mehr als 35 Jahren eine enge Kooperation mit der BOKU pflegen dürfte, denn diese habe einen ganz wesentlichen Anteil daran, dass sich Niederösterreich zu einem Wissenschafts- und Forschungsland entwickeln konnte.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hob anschließend in ihrer Video-Grußbotschaft die große Bedeutung und das Alleinstellungsmerkmal der BOKU hervor. „Der Zugang der BOKU, Lösungen themenbezogen zu erarbeiten und gesellschaftliche Herausforderungen zu adressieren, spricht für gelebte Interdisziplinarität. Dieser Zugang ermöglicht einen äußerst wertvollen Kompetenzaufbau im Bereich nachhaltiger Ressourcen. Dabei unterstreicht die thematische Vielfalt die Bedeutung der BOKU für den Wissenschaftsstandort Österreich.“
Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig unterstrich beim Festakt die innovative Kraft, die die BOKU seit 150 Jahren besitzt: „Wenn wir auf die Geschichte der BOKU zurückblicken, dann war sie schon immer einen Schritt voraus und hat sich einem kritischen Diskurs zwischen allen drei Säulen der Nachhaltigkeit – der Ökonomie, der Ökologie und dem Sozialen – verschrieben.“
Als er im Gregor-Mendel-Haus die Stiegen zu Festsaal herauf gegangen sei, habe er sich gefragt, so Wissenschaftsminister Martin Polaschek, „was sich wohl die ersten Studierenden, Lehrenden und Forschenden gedacht haben, welche Ziele und Erwartungen sie hatten – und wie sich diese im Laufe der Zeit geändert haben“. Die BOKU sei nicht nur die erste und einzige Universität Österreichs, die sich seit ihrer Gründung der Nachhaltigkeit zentral verschrieben hat, sondern „sie ist eine der besten Nachhaltigkeitsuniversitäten Europas, die sich umfassend in Forschung und Lehre mit der Sicherung und der Gestaltung unseres Lebensraumes annimmt.“
Talk mit den Unirats-, Senats- und ÖH-Vorsitzenden
Dabei richtete sich der Blick in die Zukunft der BOKU. Wenn Universitätsratsvorsitzender Kurt Weinberger in die Zukunft schaut, ist seine Einschätzung eindeutig: Die BOKU habe eine enorme Chance. „Wer hat schon die Möglichkeit eine Kernkompetenz anbieten zu können, die weltweit gefragt ist?“, fragte Weinberger. „Gäbe es die BOKU heute nicht, müsste sie morgen gegründet werden.”
Um die großen Krisen unserer Zeit bewältigen zu können, brauche es gesellschaftlichen Diskurs und Bildung, betonte ÖH BOKU-Vorsitzender Michael Pinter. „Wir jungen Studierenden können, wollen, aber auch müssen Lösungen finden”, so Pinter, deshalb dürfe nicht an der Bildung gespart werden. Denn „wir lernen an der BOKU nicht nur eine Krise auf eine Art zu lösen, sondern viele Krisen auf viele Arten”.
Der neu gewählte Senatsvorsitzende Roland Ludwig erläuterte die großen Herausforderungen in den nächsten drei Jahren: „Wir arbeiten an Studien, die von unseren Studierenden schneller absolviert werden können, wir möchten die Dropout-Raten senken und wir möchten die Internationalisierung der BOKU vorantreiben.”
Festrede: Verantwortung der Wissenschaft
Auf die Verantwortung der Wissenschaft in Zeiten des Wandels ging der Philosoph Konrad Paul Liessmann in seiner Festrede ein: „Auch wenn die Entwicklung in Richtung forschungsstrategisch vernetzter Life Sciences und umfassender Biowissenschaften geht, darf anlässlich des 150. Gründungstages dieser Universität noch einmal auf ihre schöne, ursprüngliche Bezeichnung verwiesen werden: ‚k. k. Hochschule für Bodencultur‘. Das Aparte dieser Bezeichnung erschließt sich erst, wenn man weiß, dass bis ins 19. Jahrhundert der Begriff „Kultur“ generell im Sinne von Bodenkultur verstanden wurde. Der Terminus „Kulturlandschaft“ zeugt bis heute davon. Kultur und Kultivierung bedeuten deshalb auch im übertragenen Sinn Bearbeitung, Nutzbarmachung, Veränderung, Gestaltung, Neuschaffung von Natur. Die gilt auch für die damit befassten Wissenschaften. Sie stehen in einer dreifachen Verantwortung: Der Natur, und umfassender der Biosphäre gegenüber, die sie wissenschaftlich erschließen und praktisch gestalten will; der Gesellschaft gegenüber, die mitunter völlig divergente Ansprüche an den Umgang mit der Natur hat; und sich selbst gegenüber: Wissenschaftskultur bedeutet auch, an den Formen rationaler Welterschließung und den Prinzipien der Aufklärung in einer Zeit festzuhalten, die aufgrund von Krisen und Unsicherheiten dazu tendiert, ins Esoterische und Irrationale, Diffuse und Gefühlige, Ideologische und Schwärmerische abzugleiten.“
Drei ganz besondere Geburtstagsgeschenke
Die Bundesimmobiliengesellschaft BIG begleitete das Festjahr der BOKU künstlerisch mit temporären Interventionen und brachte mit diesem besonderen Geburtstagsgeschenk Nachhaltigkeitsthemen direkt in den Stadtraum.
„Wir glauben daran, dass man durch Kunst Dinge ansprechen kann”, erklärt BIG ART-Projektleiterin Regina Barta. Dabei stellte sich heraus, dass Künstlerinnen an die BOKU einzuladen, ein “perfect Match” war, erinnert sich BIG ART-Fachbeirätin Cornelia Offergeld, denn „die Kunst hat sich schon immer mit zentralen Lebensfragen auseinandergesetzt und das tut die BOKU auch”. Zum Jubiläum der BOKU entwickelte Künstlerin Folke Köbberling das Kunstprojekt „Lasting Sign of Jubilee“. Dabei stehen nachhaltige Themen wie Kreislaufwirtschaft oder Entsiegelung im Fokus. „Ich wünsche der BOKU zum 150. Jubiläum, dass die Peter-Jordan-Straße entsiegelt wird”, so Köbberling. Ein Wunsch, dem sich Veronika Krenn vom Künstlerinnenkollektiv bb15 anschließt. „Wir wollten mit unseren Lawinenschutzskulpturen den Verkehr – die Blechlawine – aufhalten”, so entstand zumindest temporär ein großer, beruhigter BOKU-Campus.
Anschließend kam es zu zwei weiteren Überreichungen: Der Ehrensenator und Botschafter Günther Granser ist der BOKU in großer Treue verbunden (Granser-Forschungspreis), außerdem Kunstliebhaber mit besonderem Interesse für Bilder des 19. Jahrhunderts. „Beim Durchblättern eines Auktionskataloges habe ich plötzlich ein Gemälde von einem Haus erspäht, das mir sehr bekannt vorkam. Bei genauer Betrachtung stellte es sich als das Wilhelm-Exner-Haus der BOKU heraus, welches früher das Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft war, gemalt vom bekannten Künstler Erwin Pendl, der auch für die Weltausstellung in Wien gearbeitet hat. Und im gleichen Augenblick dachte ich mir: Das ist ein tolles Präsent zum 150 Jahre Jubiläum der BOKU – und habe es sogleich ersteigert.“
Als nächster Gratulant überreichte Generaldirektor-Stellvertreter der Österreichische Post AG, Walter Oblin, ein philatelistisches Gustostück an Rektorin Eva Schulev-Steindl: die Sonderbriefmarke „150 Jahre Universität für Bodenkultur Wien“, die mit 350.000 Stück aufgelegt wird. „Die österreichische Post und die BOKU haben ja eine Gemeinsamkeit: Sie sind beide in der Monarchie gegründet worden, und beide haben es geschafft, in die Zukunft vorausschauend zu handeln“, so Oblin. Die Sonderbriefmarke ist ab sofort in allen Postämtern erhältlich.
„Die Universität für Bodenkultur Wien, unsere Alma Mater Viridis, ist jetzt 150 Jahre alt geworden – durch ihre zukunftsfähigen Themen und Kompetenzen und vor allem durch die Menschen, die an ihr wirken, ist sie heute jünger und dynamischer denn je“, so Rektorin Eva Schulev-Steindl abschließend.