• Skip to main content
  • Skip to secondary menu
  • Zur Hauptsidebar springen

Lebensmittel- & Biotechnologie

Das Fachportal für Lebensmittelindustrie und Biotechnologie

  • Abonnement
  • Impressum
  • Welkin Media Verlag
  • Messekalender
Startseite » Reichweite von Wildbienen bei der Nahrungssuche im Fokus

Reichweite von Wildbienen bei der Nahrungssuche im Fokus

3. Juli 2020 von Helmut Mitteregger

Wie weit fliegen Bienen auf ihrer Futtersuche? Vor allem dann, wenn sie bereits ein Nest mit Proviant versorgen müssen, also an einen festen Ort gebunden sind, zu dem sie immer wieder zurückkehren? Dieser Frage gingen Botanikerinnen und Botaniker der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM) und der LMU München nach, indem sie über 2600 Wildbienen im Botanischen Garten München-Nymphenburg markierten. Ihre Ergebnisse veröffentlichte das Forscherteam nun in der wissenschaftlichen Zeitschrift Journal of Hymenoptera Research.

Von Honigbienen weiß man durch Markierung, unter anderem mit Hilfe von Funksendern, wie weit die Arbeiterinnen vom Stock ausfliegen, um Nektar und Pollen zu sammeln. Allerdings sind die Ergebnisse der staatenbildenden Honigbienen, die dazu durchaus mehrere Kilometer weit fliegen können, nicht auf die solitären Wildbienen übertragbar. Eine ausfliegende Honigbienen-Arbeiterin muss sich wenig „Gedanken“ darüber machen, wie lange sie vom Stock fernbleibt, um Nahrung heranzuschaffen, denn im Stock verbleiben immer tausende ihrer Geschwister, die das Nest und den Nachwuchs bewachen und versorgen. Die allermeisten der ca. 580 heimischen Wildbienen hingegen sind Solitärbienen, das heißt ein einzelnes Weibchen versorgt ganz alleine ihren Nachwuchs: vom Nestbau zur Futtersuche, Pollensammeln, Verproviantierung und Eierlegen – bei den meisten Wildbienenarten ist dies ein „One-Women-Business“. Hier muss die Wildbiene streng abwägen: Je länger sie ihr Nest unbewacht lassen muss, desto größer die Gefahr, dass das Nest durch Fressfeinde, Nesträuber oder Parasiten befallen wird. Wissenschaftler haben ebenso bemerkt, dass die Zahl der aufgezogenen Larven umso geringer ist, je weiter ein Wildbienenweibchen fliegen muss, um die nötige Menge an Pollen und Nektar (und gegebenenfalls auch noch Nistmaterial) für ihre Brutzellen heranzuschaffen.

Nester oft nicht in der direkten Nähe der Nahrungsquellen

Die Plätze, an denen Wildbienen ihre Nester bauen, liegen oft nicht in direkter Nachbarschaft zu ihren Nahrungsgründen – wie weit entfernt diese auseinanderliegen dürfen, damit sie für die Bienen noch erreichbar sind, war bisher noch nicht bekannt. In den Fällen, in denen die Nester und die Nahrungspflanzen sich in völlig verschiedenen Lebensräumen befinden (wenn die Wildbiene z.B. an Steilwänden in einen Steinbruch nistet, die Nahrungspflanzen aber nur in Wiesen wachsen), waren die Flugdistanzen leicht zu ermitteln indem man die Abstände zwischen den Lebensräumen ermittelte. Auch wurden bereits vor mehr als 100 Jahren Experimente durchgeführt, bei denen Wildbienen an ihrem Nest gefangen, markiert und dann in verschiedener Entfernung vom Nest wieder freigelassen wurden – man beobachtete, aus welcher Entfernung die Biene noch zurück zu ihrem Nest findet, und ermittelte so die maximalen Flugdistanzen. Diese sind für jede Bienenart unterschiedlich, aber generell fliegen große Bienenart weiter als kleine. Allerdings lieferten solche Experimente immer Maximaldistanzen, sprich Entfernungen, ab derer eine bestimmte Wildbienenart nicht mehr in ihr Nest zurückfindet. Um aber festzustellen, wie weit Wildbienen im natürlichen Verhalten vom Nest ausfliegen, um Nahrung zu sammeln war eine andere Methode nötig.

Markierte Bienen untersucht

In der aktuellen Studie markierten die Forscherinnen und Forscher Wildbienen direkt an ihrem Nest, und zwar so, dass sie in ihrem natürlichen Sammelverhalten nicht beeinträchtigt werden. Nur so kann man sehen, in welcher Entfernung vom Nest Bienen natürlicherweise Pollen sammeln. Die Markierungsversuche wurden von Studenten und Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM) durchgeführt: im Botanischen Garten München-Nymphenburg wurden in den Jahren 2017 und 2018 an zwei großen Insektennisthilfen Wildbienen individuell markiert, um diese dann im Botanischen Garten auf den Blüten wiederzufinden. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Susanne Renner vom Institut für Systematische Botanik der LMU und Botaniker und Wildbienenkenner Dr. Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München wurden von Doktorandin Michaela Hofmann zusammen mit Bachelor-Studenten der LMU in den beiden Jahren insgesamt 2689 Wildbienen-Individuen markiert. Dazu wurde jedem Tier mit ungiftigem Schelllackkleber ein farbiges, nummeriertes Plastikplättchen auf ihren Rücken geklebt. Mit dieser Methode markieren Imker normalerweise ihre Bienenkönigin. Kleinere Wildbienenarten wurden mit individuellen Farbcodes aus ungiftigem Farblack auf ihrem Rücken markiert. Es wurden sechs Wildbienen-Arten untersucht – größere und kleinere, solche die im Frühjahr fliegen und typische Sommerarten, Arten mit breitem Nahrungsspektrum und Nahrungsspezialisten, die Pollen für ihre Larven nur an einer einzigen oder ganz wenigen Pflanzen sammeln (sogenannte oligolektische Arten). Die markierten Bienen wurden dann während ihrer Flugperiode täglich im Garten an möglichen Futterquellen gesucht. Darüber hinaus konnten auch Besucher des Botanischen Gartens beobachtete markierte Wildbienen melden und mit einem (Handy-)Foto dokumentieren – die Daten aus diesem von den Besuchern sehr gut angenommen Citizen-Science-Projekt flossen ebenfalls in die Studie mit ein, insgesamt gab es 203 Rückmeldungen von gesichteten markierten Wildbienen durch Gartenbesucher.

Ergebnisse besonders relevant für den praktischen Umweltschutz

Von den 2689 markierten Bienen wurden insgesamt 450 wiedergefunden, und die daraus resultierenden Entfernungen vom Nest berechnet. „Die sechs untersuchten Bienenarten haben eine Körperlänge von 6 mm bis 1,5 cm. Insgesamt betrugen die mittleren Flugdistanzen der Weibchen auf Futtersuche zwischen 73 und 121 m – die kleineren Bienenarten flogen dabei wie erwartet weniger weit, als die größeren“, so Prof. Susanne Renner.

Um herauszufinden, wie weit Wildbienen natürlicherweise von ihren Nestern zu ihren Futterquellen fliegen, wurden im Botanischen Garten München-Nymphenburg hunderte von Wildbienen individuell markiert. | Bild: Andreas Fleischmann, SNSB-BSM

Die Ergebnisse der Studie sind besonders relevant für den praktischen Umweltschutz. „Wildbienen brauchen in ihrem Lebensraum zum einen Nistplätze, etwa Totholz oder offene Bodenstellen, zum anderen die passenden Nahrungspflanzen, an denen sie Pollen und Nektar für sich und ihre Nachkommen sammeln können. Beides wird leider in unserer aus- und aufgeräumten Landschaft immer weniger“, so der SNSB-Botaniker und Vorsitzende der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, Dr. Andreas Fleischmann. Natürliche, artenreiche Blumenwiesen, Streuobstwiesen, Hecken, Ackerränder, Waldsäume und Gewässerrandstreifen verschwinden durch landwirtschaftliche Intensivnutzung oder aber übertriebenen menschlichen Ordnungssinn zunehmend in unserer Landschaft. „Dabei sind dies für Wildbienen und viele andere Insekten- und auch Pflanzenarten die wichtigsten Lebensräume“, so Fleischmann. „Man kann diese nicht einfach durch die Aussaat von Blühstreifen ersetzen“.
Man müsse die noch vorhandenen, intakten Lebensräume schützen und pflegen, und vor allem wieder miteinander vernetzen. Dafür kann auch die Anlage von naturnahen Flächen mit heimischen Pflanzen hilfreich sein, ebenso wie die Anlage von Nisthabitaten für Insekten. Mit der vorliegenden Studie ist nun auch eine Daumenregel gegeben, wie weit Nistlebensräume für Wildbienen von deren Nahrungsplätzen, sprich artenreichen, blühenden Flächen, entfernt sein dürfen. Für kleinere Wildbienenarten sind dies nur ein paar hundert Meter – idealerweise sollte sich also in nicht mehr als ca. 150 m Entfernung einer Insektennisthilfe eine Fläche mit den passenden heimischen Wildpflanzen befinden.

Originalpublikation:
Hofmann, M.M., Fleischmann, A. & Renner, S.S. 2020. Foraging distances in six species of solitary bees with body lengths of 6 to 15 mm, inferred from individual tagging, suggest 150 m-rule-of-thumb for flower strip distances. Journal of Hymenoptera Research 77: 105-117.
https://doi.org/10.3897/jhr.77.51182

Kategorie: Forschung, News Stichworte: Bienen, LUM, Nahrungssuche, SNSB-BSM, Wildbienen

Weitere Nachrichten

Indoor-Systeme für neue Proteinquellen der Zukunft

Mit dem Projekt "FutureProteins" erforscht die Fraunhofer-Gesellschaft alternative Wege der Lebensmittelproduktion. Sechs Institute entwickeln gemeinsam geschlossene Indoor-Anbausysteme für pflanzliche, pilzbasierte, algengestützte und … [Weiterlesen...] Infos zum Plugin Indoor-Systeme für neue Proteinquellen der Zukunft

Dampferzeuger smart steuern

Eine neu entwickelte Software der TH Köln ermöglicht die einfache und herstellerunabhängige Integration modularer Dampferzeuger in Prozessleitsysteme. Die Anwendung basiert auf standardisierten Schnittstellen und wurde bereits erfolgreich in … [Weiterlesen...] Infos zum Plugin Dampferzeuger smart steuern

Ezycompost – heimkompostierbares Papier für Lebensmittelverpackungen

Ezycompost ist die neue, heimkompostierbare Papierlösung von Metpack für den Einsatz in der Lebensmittelverpackung. Das funktionale Verpackungspapier wird mit dem Biopolymer ecovio® 70 PS14H6 von BASF beschichtet und bietet eine leistungsfähige … [Weiterlesen...] Infos zum Plugin Ezycompost – heimkompostierbares Papier für Lebensmittelverpackungen

GEA NEXUS senkt Energieverbrauch in der Lebensmittelindustrie

Mit GEA NEXUS bringt GEA eine Lösung in die Lebensmittelverarbeitung, die sich bereits in der Getränke- und Molkereiindustrie bewährt hat. Durch die systematische Integration von Verarbeitungsprozessen mit Wärme- und Kältetechnik kann der … [Weiterlesen...] Infos zum Plugin GEA NEXUS senkt Energieverbrauch in der Lebensmittelindustrie

Haupt-Sidebar

Aktuelle Ausgabe

Newsletter

  • Newsletter Anmeldung
  • Newsletter Archiv

Messekalender

Mai 21
Ganztägig

LAB-SUPPLY Hannover 2025

Juni 3
3. Juni - 4. Juni

all about automation 2025 – Hamburg

Juni 17
Ganztägig

LAB-SUPPLY Berlin 2025

Juni 25
Ganztägig

LAB-SUPPLY Innsbruck 2025

Sep. 3
Ganztägig

SchraubTec Bochum 2025

Kalender anzeigen

Welkin Media News

Aktuelle Nachrichten aus unseren anderen Online-Portalen Österreichische Chemie Zeitschrift und Österreichische Kunststoffzeitschrift.

  • Way2K-Interview: Jörg Stech über Effizienz in der Kunststoffbranche
    am 20. Mai 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Im Interview spricht Jörg Stech, CEO von KraussMaffei Technologies, über Effizienz als zentralen Innovationstreiber der Kunststoffindustrie. Neben Effizienz und Wirtschaftlichkeit geht es um neue Materialien für die Elektromobilität, den […]

  • Zellulose aus Windeln erfolgreich abgebaut
    am 19. Mai 2025 von Birgit Fischer (Die Chemie Zeitschrift Österreichs)

    Ein Forschungsteam am NMI hat im Rahmen des Projekts Encycling eine Methode entwickelt, Zellulose aus Windeln enzymatisch abzubauen. Durch die Zugabe von Kalziumchlorid wird der Superabsorber deaktiviert, sodass Enzyme die Zellulose gezielt in […]

  • ENGEL unterstützt TH Rosenheim mit Hightech
    am 19. Mai 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Die Technische Hochschule Rosenheim setzt in Forschung und Lehre auf nachhaltige Lösungen – unterstützt von der ENGEL. Mit einer neuen Spritzgießzelle können Materialien aus recycelten Kunststoffen und Naturfasern erforscht werden. The post […]

  • CIRPLEX 2025: Erfolgreiche Premiere der Kärntner Messen
    am 17. Mai 2025 von Lorenz Matzinger (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    CIRPLEX 2025 bei den Kärntner Messen zeigte neue Wege für eine nachhaltige und zirkuläre Kunststoffwirtschaft im Alpen-Adria-Raum. Die Premiere der CIRPLEX 2025 brachte 1.800 Fachgäste nach Klagenfurt und präsentierte Lösungen für eine […]

  • Recycling kritischer Metalle aus Wasserstoff-Elektrolyseuren
    am 16. Mai 2025 von Birgit Fischer (Die Chemie Zeitschrift Österreichs)

    Forschende am HIF entwickeln ein Verfahren, das bis zu 90 % kritischer Metalle aus Wasserstoff-Elektrolyseuren zurückgewinnt. Im Fokus steht nun die Überführung des Verfahrens in skalierbare Prozessketten, die sich flexibel an künftige […]

  • Austrotherm übernimmt italienischen EPS-Hersteller Poron
    am 16. Mai 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Mit der Übernahme der italienischen Gruppo Poron stärkt Austrotherm sein EPS-Geschäft und sein Netzwerk in Südeuropa. Bereits Anfang 2025 wurde die Zusammenarbeit mit dem Vertrieb der Austrotherm XPS® Dämmplatten gestartet – die Übernahme […]

  • „CompoPFAS“: PFAS-Substitution bei flammgeschützten Compounds
    am 14. Mai 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Das Projekt „CompoPFAS“ des Fraunhofer LBF widmet sich der Entwicklung PFAS-freier Compounds für den Flammschutz. Ziel ist es, die Wirkweise fluorhaltiger Additive zu verstehen und geeignete Substitute zu identifizieren. Gesucht werden Partner […]

  • Start für OMVs grüne Wasserstoffproduktion
    am 14. Mai 2025 von Birgit Fischer (Die Chemie Zeitschrift Österreichs)

    OMV hat in Schwechat eine Anlage zur Produktion von bis zu 1.500 Tonnen grünem Wasserstoff jährlich in Betrieb genommen. Der grüne Wasserstoff dient zur Herstellung nachhaltiger Kraftstoffe und spart jährlich bis zu 15.000 Tonnen […]

  • Greiner meistert 2024 herausfordernde Zeiten mit Stabilität
    am 13. Mai 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Im Geschäftsjahr 2024 hat das Kunststoffunternehmen Greiner eine starke Performance in seinen Kernsparten gezeigt. Bei stabilem Umsatz verzeichneten Greiner Packaging und Bio-One spürbare Zuwächse, während NEVEON im Rahmen einer strategischen […]

  • BASF stellt europäisches Amine-Portfolio auf 100 % Ökostrom um
    am 12. Mai 2025 von Birgit Fischer (Die Chemie Zeitschrift Österreichs)

    Seit Mai 2025 stellt BASF die Amine-Produktion an den Standorten Ludwigshafen und Antwerpen schrittweise auf Ökostrom um. Durch diese Maßnahme wird eine jährliche CO₂-Einsparung von rund 188.000 Tonnen gegenüber dem Jahr 2020 angestrebt. Der […]

Copyright © 2025 · Welkin Media Verlag