Mehrfach pilzresistente Rebsorte Felicia erhält Zulassung

Die Neuzüchtung aus dem deutschen Julius Kühn-Institut (JKI) ist widerstandsfähig gegen Echten und Falschen Mehltau sowie Schwarzfäule. Neuzüchtungen sind ein Baustein auf dem Weg zum nachhaltigeren Weinbau mit reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz, der sich für den Klimawandel wappnen muss.

Weine aus klassischen Rebsorten wie Riesling und Spätburgunder kennt in Deutschland aber auch in Österreich jeder Weinkonsument. Weine aus neuen Sorten, die sich gegen Schaderreger zur Wehr setzen können, wie die pilzwiderstandsfähigen Piwis warten hingegen oft noch auf ihre Entdeckung. Die Sorte Felicia, die Glückliche, reiht sich ein in dieses wachsende Segment der PiWi-Avantgarde in Deutschland. Schon seit einigen Jahren sind Weine dieser weißen Rebsorte im Weinverkauf des Instituts für Rebenzüchtung am Geilweilerhof vom Julius Kühn-Institut erhältlich. Die Sorte besitzt seit 2004 Sortenschutz. Zum Ende des Jahres 2020 erhielt sie nun ihre Zulassung durch das deutsche Bundessortenamt. Damit ist sie in den meisten Weinanbaugebieten zur Qualitätsweinproduktion zugelassen, und der Versuchsanbau entfällt. Auch unter dem neuen Weinrecht stehen damit die Tore für eine gedeihliche Entwicklung offen. Nach Calardis Blanc im Frühjahr 2020 ist Felicia die zweite pilzwiderstandsfähige, so genannte PiWi-Sorte des JKI, die 2020 zugelassen wurde.
Diese Neuzüchtungen sind ein unentbehrlicher Baustein auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Weinbau, der sich zudem für den Klimawandel wappnen muss. Durch ihre Widerstandskräfte gegen die wichtigsten pilzlichen Schaderreger ermöglichen neue Sorten wie Regent, Calardis Blanc und Felicia mit deutlich reduziertem Pflanzenschutz der Forderung, nachhaltiger zu produzieren, zu entsprechen.

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte reduzieren

Die EU hat kürzlich im Rahmen des „Green Deals“ die Prämisse ausgegeben, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Neue widerstandsfähige Sorten erreichen schon heute dieses Ziel, einige Sorten übertreffen es deutlich.
Konkret können durch den Anbau der Sorte Felicia bis zu zwei Drittel der Fungizide eingespart werden. Entstanden ist die Sorte 1984 aus ein Kreuzung der resistenten Elternsorten Sirius und Vidal Blanc. Neben mittelstarker Widerstandsfähigkeit gegen Echten und Falschen Mehltau besitzt die Sorte auch eine Resistenz gegen die Schwarzfäule. Damit kann auch der Einsatz von Kupfer verringert werden.

Traube der Rebsorte Felicia, eine pilzwiderstandsfähige Neuzüchtung des JKI Geilweilerhof. | Foto: Ursula Brühl/JKI

Kurzprofil zur Rebe und Weinstilistik

Im Weinberg erkennt man Felicia gut durch ihre markant glänzenden Blätter. Typisch für die Sorte sind große und lockerbeerige Trauben, die sich auch für den direkten Verzehr eignen. Mit drei bis vier Trauben pro Trieb weist die Sorte ein relativ hohes Ertragsniveau auf. Durch die lockere Traubenstruktur ist Felicia recht unempfindlich gegenüber Botrytis. Aufgrund ihres nicht ganz aufrechten Wuchses ist die Heftarbeit im Weinberg jedoch etwas aufwändiger. Sie reift vergleichbar mit Müller-Thurgau. Sensorisch steht Felicia für einen leichten und feinfruchtigen Weintyp. Das dezente Bukett ist geprägt von feinen, reifen Fruchtaromen wie Apfel, Aprikose und Banane, die in manchen Jahren mit einem leichten Muskatton kombiniert sind. Der Wein besitzt eine harmonische Säure. Aufgrund der vorwiegend dezenten Weinstilistik ist die Sorte auch ein interessanter Cuvee-Partner.
Ergänzung: Da bestimmte Kulturarten wie Rebe und Obst extrem lange Züchtungszeiten haben und die Züchtung krankheitsresistenter neuer Sorten durch das gesellschaftliche Interesse an reduziertem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gestützt wird, züchtet das JKI als Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen bei Rebe und Obst bis zur fertigen Sorte.

Ergänzende Informationen:
Arbeitsgemeinschaft PIWI International
PIWI Regional / Österreich

Glas symbolisiert Aromanuancen von Weinen der Rebsorte Felicia, eine Piwi-Rebsorte aus dem JKI. | Foto: Ursula Brühl/JKI
Helmut Mitteregger:
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