Apfelsaft-Herkunftstest: Drei bittere Fakten mit und ein Lichtblick

„Woher kommen die Äpfel im Apfelsaft?“, fragten die Store-Checker der Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark bei ihrem jüngsten Einkaufstest und stießen auf drei bittere Fakten mit nur einem Lichtblick.

Fakt 1: In zwei von drei Apfelsaft-Packerln sind ausländische Äpfel drinnen

Woher kommen die Äpfel im Apfelsaft? Diese zentrale Frage stellten sich die Store-Checker der Landwirtschaftskammer Steiermark bei ihrem jüngsten Einkaufstest.

„Die Ergebnisse sind eine herbe Enttäuschung für das Obstland Steiermark. Sie sind nochmals schlechter ausgefallen als beim letzten Test vor zwei Jahren“, fasst Kammerdirektor Werner Brugner die weitgehend ernüchternden Ergebnisse zusammen.

Apfelsaft direkt vom Bauern ist frisch und fruchtig, aus Qualitätsäpfeln hergestellt, die Kennzeichnung ist Eindeutig. | Foto: LK-Stmk/Musch

Konkret sind in 2 von 3 im Handel angebotenen Apfelsäften (66 Prozent) vermutlich ausländische Äpfel, die aus meist weitgereistem Apfelsaftkonzentrat hergestellt werden (2019: 60 Prozent). Brugner: „Das Einkaufen von Apfelsäften wird den regionalaffinen Supermarkt-Kunden tendenziell schwerer gemacht. Nur in jedem dritten angebotenen Apfelsaft sind sicher heimische Äpfel drinnen.“

Brugner empfiehlt daher Apfelsaft mit klarer Herkunftsangabe, direkt beim Bauern, auf Bauernmärkten oder in Hofläden zu kaufen: Das hat den Vorteil beste natürliche Qualität mit kurzen Transportwegen in den Einkaufskorb zu legen. Hier finden Sie eine Liste der steirischen Apfelsaftproduzenten.

Fakt 2: Leuchtend rot-weiß-roter Aufdruck wie „Abgefüllt in Österreich“ ist beim schnellen Einkauf nur wenig hilfreich

Immer wieder findet sich auf den Wegwerf-Verpackungen der Apfelsäfte ein leuchtend roter Aufdruck wie „Abgefüllt in Österreich“. Dieser verführerische Aufdruck bescheinigt bloß, dass der Saft in Österreich abgefüllt wurde, nicht jedoch, dass die Äpfel aus Österreich kommen. Brugner: „Dies kann eine mögliche Falle für unbedarfte Kunden beim schnellen Einkauf darstellen.“ Er empfiehlt daher im Kleingedruckten die Herkunftsangabe nachzulesen, sofern sie überhaupt angegeben ist. Keine Angabe bedeutet meist, dass Ausland drinnen ist. (Beilage)

Fakt 3: Immer mehr Apfelsäfte aus weitgereistem Konzentrat

60 Prozent der angebotenen Apfelsäfte werden aus energieaufwendig eingedicktem Konzentrat hergestellt, das oft tausende Kilometer aus Billigstlohnländern – China ist der weltweit größte Apfelsaft-Konzentrat-Hersteller, in Europa ist es Polen – herangekarrt werden. Bei uns angekommen werden sie unter Beigabe von Apfelaroma wieder rückverdünnt. Durch diese intensive Bearbeitung entsteht ein gewisser Kochgeschmack, der mittlerweile von den Apfelsafttrinkern „als normal empfunden wird, weil sie es gar nicht anders kennen“.

Das Apfelsaft-Angebot aus Konzentrat ist gestiegen: 2019 lag es noch bei 55 Prozent. Positiv ist zumindest, dass den Verbrauchern die verpflichtende Kennzeichnung „aus Apfelsaftkonzentrat“ nicht vorenthalten wird. Brugner plädiert für sichere und verlässliche Regionalität: „Bäuerliche Apfelsafthersteller bieten nur direkt gepressten Apfelsaft von heimischen Äpfeln an, also Direktsaft. Dieser ist frisch, fruchtig, sortentypisch und wird aus Qualitätsäpfeln hergestellt. Zudem sind Name und Adresse des bäuerlichen Produzenten angeführt.“

Der Lichtblick: Bioapfelsaft-Anteil steigt. Die Herkunftskennzeichnung ist vorbildlich und sollte für alle Apfelsäfte gelten

Positiv ist, dass der Bioapfelsaft-Anteil in den Supermärkten von 15 auf 18 Prozent gewachsen ist. Bioapfelsäfte sind fast nur Direktsäfte (93 Prozent) und die geltende verpflichtende Kennzeichnung der Apfel-Herkunft (Österreich, EU oder Nicht-EU) wird eingehalten.

In diesem Zusammenhang fordert Brugner: „Diese, für Biosäfte vorbildlich geltende Herkunftskennzeichnung ist auf alle Apfelsäfte auszuweiten, um den Kunden die gebotene Klarheit einzuschenken und Sicherheit zu geben.“

Rot-weiß-rote Trendumkehr notwendig

Kleiner Beitrag, große Wirkung – bessere Saftapfelpreise für die Bauern erhalten die heimische Produktion und wirken sich für die Endverbraucher nur marginal aus.

Die Industrie zahlte den Bauern im Schnitt der vergangenen zehn Jahre für ihre Saftäpfel nicht einmal die Erntekosten. Die Bauern brauchen bessere und vor allem kostendeckende Saftapfelpreise.

Herbert Muster, Obstbauchef der Landwirtschaftskammer Steiermark

Höhere Saftapfelpreise wirken sich auf den Apfelsaft-Endverbraucherpreis nur marginal aus. Sie sind ein kleiner Beitrag mit großer Wirkung, weil dadurch die heimische Saftapfel-Produktion erhalten werden kann. Das zeigen die Berechnungen der Landwirtschaftskammer.

Muster rechnet vor: „12 Cent mehr für einen Kilo Saftapfel erhöht den Apfelsaftpreis im Geschäft pro Liter um nur 15 Cent.“ Und weiter: „Wegen der katastrophalen Saftapfelpreise der vergangenen Jahre werden viele landschaftsprägende Streuobstwiesen nicht mehr gepflegt, sie verwildern oder verschwinden. Faire Saftapfelpreise sowie eine steigende Nachfrage nach heimischem Apfelsaft kann diese unerfreuliche Entwicklung stoppen und eine Trendumkehr bewirken.“

Fakten zum Store-Check

Dieser wurde Mitte Oktober von den Einkaufstestern der Landwirtschaftskammer Steiermark durchgeführt. Die Testkäufe erfolgten in zwölf Geschäften der vier marktbestimmenden Handelsketten. Insgesamt wurden 82 Apfelsäfte auf die Herkunft der Äpfel überprüft. Apfelnektare und gespritzte Apfelsäfte wurden nicht berücksichtigt.

Birgit Fischer:
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