Sandoz investiert in Penicillin Produktion am Standort Kundl

Mit einer Investition von 50 Millionen Euro will Sandoz am Standort in Kundl die Produktionskapazitäten für Penicilline in Fertigform erhöhen. Das neue 1875 m² große Gebäude wird sich auf die Formulierung von Penicillinen als Bulkware und deren Abfüllung für den weltweiten Vertrieb konzentrieren.

Der Spatenstich für das neue Werk in Kundl erfolgte am 7. November 2022. | Foto: Sandoz GmbH/APA-Fotoservice/Hetfleisch

Das neue Vorhaben schließt sich an die im vergangenen Jahr angekündigten Pläne an, mehr als 100 Mio. EUR in eine moderne Produktionstechnologie für die Herstellung des oralen pharmazeutischen Wirkstoffs Amoxicillin in Kundl (Österreich) zu investieren. Diese Investition wird die Produktionskapazität für Amoxicillin-Fertigarzneimittel und andere wichtige Penicillinprodukte erhöhen.

Im vergangenen Jahr kündigte Sandoz außerdem an, weitere 50 Millionen Euro für sterile Wirkstoffe in Palafolls (Spanien) zu investieren. Zusammen mit den Plänen der österreichischen Bundesregierung, öffentliche Mittel in Höhe von rund 50 Mio. EUR zu koordinieren, beläuft sich der Gesamtbetrag, der nun europaweit in das Sandoz-Antibiotika-Netzwerk investiert wird, auf über 250 Mio. EUR.

Versorgungssicherheit mit Penicillin-Medikamenten schaffen

Richard Saynor, CEO von Sandoz, sagte heute bei der Grundsteinlegung in Kundl: „Antibiotika sind nach wie vor das Rückgrat der modernen Medizin. Nach den beispiellosen Marktschwankungen der letzten Jahre sehen wir derzeit eine rasant steigende Nachfrage. Die neue Anlage wird dazu beitragen, den wachsenden Bedarf der Patienten zu decken, hunderte Arbeitsplätze zu schaffen und die Auswirkungen der hohen Energiepreise durch die Senkung der Stückkosten teilweise zu kompensieren.“

Die Antibiotika-Herstellung braucht große Mengen Zucker zur Kultivierung der Mikroorganismen. Hier im Bild die großen Zuckertanks in Kundl. Geliefert werden die Rohstoffe über ein eigenes Bahngleis. | Foto: Sandoz

Glenn Gerecke, Leiter Sandoz Global Operations, fügte hinzu: „Dieses neue Gebäude, das Anfang 2024 betriebsbereit sein wird, ist Teil unseres umfassenden Plans, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit mit Penicillin-Medikamenten zu leisten.“

Kompletter Fertigungsprozess an einem Standort

Das neue dreistöckige Gebäude wird sich neben der bestehenden Penicillin-Produktionsanlage befinden und eine Gesamtfläche von 1875 m² umfassen. Es wird sich auf die Formulierung von Penicillinen als Bulkware und deren Abfüllung für den weltweiten Vertrieb konzentrieren.

Automatisierung, modernste Technologie für die Wirkstoffherstellung (API) und eine Optimierung der Prozesse werden es Sandoz ermöglichen, alle Produktionsschritte in einen einzigen Prozess an einem Standort zu integrieren, was zu einer erhöhten Kapazität und Liefersicherheit führt. Die Erweiterung wird eine zweistellige Steigerung der zukünftigen Produktionskapazität für Penicilline ermöglichen.

Kundl deckt als einziger europäischer Standort den kompletten Fertigungsprozess für viele orale Antibiotika ab, links im Bild die Fertigformen-Produktion. | Foto: Sandoz

Saynor ergänzte: „Die Minimierung der Produktionskosten, insbesondere angesichts der rasant steigenden Energiekosten in Europa, ist ein entscheidender Faktor für unseren künftigen Erfolg, aber wir brauchen auch einen Marktrahmen, der langfristig nachhaltig ist. Wirtschaftlich gesehen werden Antibiotika in Europa immer noch größtenteils als Massenware behandelt, allerdings mit einem großen Unterschied: Die Erzeuger von Antibiotika müssen zu festgelegten Preisen liefern, unabhängig von Veränderungen bei Angebot und Nachfrage. Wir müssen dringend die Rahmenbedingungen ändern und grundlegende Konzepte wie eine inflationsgebundene Preisgestaltung sowie Ausschreibungen mit Kriterien einführen, die über den bloßen Preis hinausgehen.“

In Zeiten einer Rekordinflation und eines anhaltenden Kostenwettbewerbs aus Asien, die das Risiko einer Abhängigkeit der EU von ausländischen Anbietern erhöhen, sind etablierte heimische bzw. europäische Produktionsstätten wichtiger denn je.

Michael Kocher, Country President Novartis Österreich und Global Head Sandoz B2B

„Trotz der aktuell großen Herausforderungen investiert Sandoz massiv in das Produktionswerk in Kundl und liefert damit ein klares Bekenntnis für den Standort Tirol. Mit den Millioneninvestitionen werden zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, die Produktion ausgeweitet und die Versorgungssicherheit in Europa gestärkt. Denn seit 75 Jahren wird von Tirol aus ein wichtiger Beitrag für die europäische Versorgung mit Antibiotika geleistet. Ich freue mich über das Bekenntnis zu dieser heimischen Produktionsstätte und den regelmäßigen Austausch mit Sandoz. Denn Europa kann nur dann bestehen, wenn wir im internationalen Wettbewerb auf unsere Stärken bauen, Produktionsstätten in Europa forcieren und dafür die richtigen Rahmenbedingungen schaffen“, freut sich der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle.

Die Fermentation („Upstream„) ist seit 1946 Herz und Ausgangsbasis der Wirkstoffproduktion in Kundl. In diesem Prozess entstehen Wirkstoffe mit Hilfe von Mikroorganismen. | Foto: Sandoz

Sandoz ist der weltweit führende Hersteller von generischen Antibiotika und produziert seit 75 Jahren Antibiotika in Kundl. „Dem Werk Kundl in Tirol kommt eine Schlüsselfunktion bei der Antibiotika-Versorgung in Europa zu. Der komplette Fertigungsprozess vom Wirkstoff bis hin zum fertigen Arzneimittel erfolgt an einem Standort. Es ist die letzte verbliebene vertikal integrierte Penicillin-Produktion in Europa und der westlichen Welt“, betonte Sandoz GmbH Managing Director Mario Riesner die Besonderheit der österreichischen Produktionsstätte.

Birgit Fischer:
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